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Cultural Migration in Autobiography Grundtvig Partnerships 2009-2011

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Bislang hatte ich keine Angst. Die Angst kam später. Emine Beyer

Unser Dorf besteht aus zwei Teilen, im unteren Dorfteil wohnen Familienclans, die sich für was Besseres halten und im oberen Dorf, wo die Mehrheit der Menschen sich zusammengefunden hat , spielt sich das eigentliche tägliche Dorfleben ab.

Ahmet, der Cousin meiner Mutter, der vierte von sieben Söhnen des Onkels Haci Mustafa, mein Großcousin, heiratete seine Cousine Hacer, die zweitjüngste Tochter von elf Töchtern der Tante Zeynep. Selbstverständlich waren wir, die Verwandten aus Deutschland, die Almanci, nicht nur als Gäste eingeladen, sondern es war unsere größte Pflicht dort zu erscheinen. Natürlich sollten wir die größten und schönsten Geschenke aus Deutschland, Almanya, mitbringen, natürlich war es ein Radio, eine Motorsäge, oder wenigstens ein Bügeleisen; aber die Krönung wäre ein Fleischwolf gewesen.

Unter freiem Himmel tanzte ich mit meinen Cousinen , auch mit der Braut. Der Tisch war bedeckt mit einem selbstgehäkelten Tischtuch in einem filigranen Blumenmuster. In der Mitte ein Arrangement aus roten Plastikrosen mit etwas grünem Efeu aufgelockert. Plastikefeu. Mit meiner Zunge fuhr ich mir über die Lippen und schmeckte noch den Rest Serbet. Rosenwasser, geröstete Pinienkerne und ein dickflüssiger Zuckersirup. Die schwere Süße vertrieb mir die Müdigkeit nach dem vielen Tanzen mit meinen Cousinen, die ich drei oder vier Jahre nicht gesehen hatte.

Ich bin auf dem Weg zur Toilette und es ist ein weiter Weg, den ich zurücklegen muss.

„ Psst, kiz, Emine!“ Zehra tritt aus der Dunkelheit einem Djinn gleich auf mich zu. „ Du hast mich zu Tode erschreckt. Zehra was soll das?“ Zehra legt ihre strammen Arme um meine Schultern und küsst mich mit einem wahnwitzigen Lachen auf die Stirn! Ich werde von ihren dicken Brüsten fast erschlagen. „ Geh mit mir ein Stück des Weges. Ich will mit Dir etwas bereden.“ Meine Leichtigkeit, meine Unbeschwertheit, sie verließen in diesem Moment meinen Körper. Kaleidoskopartig sah ich die Bilder meiner Verlobung an mir vorüberziehen. Ich fühlte mich gelähmt. Etwas stimmte nicht .

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