Page 46 - Microsoft Word - CMA BOOK_2

This is a SEO version of Microsoft Word - CMA BOOK_2. Click here to view full version

« Previous Page Table of Contents Next Page »

Cultural Migration in Autobiography Grundtvig Partnerships 2009-2011

This project has been funded with support from the European Commission. This publication reflects the views only of the author, and the Commission cannot be held responsible for any use which may be made of the information contained therein.

e-mail: kszia@komesnet.com.pl http://cma.internetdsl.pl

46

Eine Erinnerung Janez Travner

Janka, meine Cousine war damals erst knapp zwei Jahre alt. Sie konnte noch nicht laufen. Es war Krieg. Ihre Knochen waren möglich-erweise leicht rachitisch aber sie kam auch mit dem Krabbeln gut zu recht. Man hatte den Eindruck, sie konnte fast überall gleichzeitig zur Stelle sein.

Es war ein kriegsgrauer Morgen. Unsere Mütter waren gerade mit Mahlzeiten richten beschäftigt, auf die kleinen Kinder musste man nicht sonderlich Acht geben. Meistens haben sie mit uns etwas größeren Kindern gespielt. Die Gefahr kam nicht vom Hof. Die Ställe waren schon seit längerem leer geplündert und die Pferde von den Weiden geholt. Die wenigen Handwerker im Dorf sind Krieger geworden. Janka aber traute dieser mit krachender Spannung über-ladenden Idylle wohl nicht ganz. Fast immer, wenn sich im Dorf etwas verändert hat, etwas unsichtbares, wurde sie nervös und krabbelte los.

Über die Kleider der Janka konnte man nicht reden, es war eine große Windel, eine kleine Windel und irgend ein selbst genähtes Hemdchen darüber. Füße sowie Hände waren nicht bekleidet. Das Haupt schmückte eine Babymütze.

Die Straße die sich so geheimnisvoll durch unser kleines Dorf schlängelte, haben die Dorfbewohner die Weißestrasse genannt. Dank weißen Staubwolken, die sich immer wieder erhoben, wenn sich irgendetwas auf der Fahrbahn abspielte.

Nicht so an diesem sonst so viel versprechenden sonnigen Tag. Ich selbst war mit wichtigen Dingen beschäftigt. Wir aus der größeren Kindergruppe waren gerade dabei, die von den Fliegern gestreute „Lamettas“ aufzusammeln. Plötzlich wurde es um uns herum ungewöhnlich still, die Spannung steigerte sich von Sekunde zu Sekunde, Niemand konnte sich recht vorstellen was kommen wird. Es hing etwas Bedrohliches über uns allen, die Luft vibrierte. Die grölenden Bomber waren nicht mehr hörbar. Allen Dorfbewohnern erstarrte das Blut in den Adern, keiner mehr war bewegungsfähig, niemand wusste sich zu helfen, die Angst war zu gewaltig. Die ersten stählernen Ungeheuer wurden sichtbar.

Page 46 - Microsoft Word - CMA BOOK_2

This is a SEO version of Microsoft Word - CMA BOOK_2. Click here to view full version

« Previous Page Table of Contents Next Page »